Richtige Planung von Rauchschürzen

Wann ist eine Barriere gegen die Ausbreitung von Rauchgasen erforderlich?

Richtige Planung von Rauchschürzen
Richtige Planung von Rauchschürzen

Rauchschürzen nach DIN EN 12101-1 sind wichtig für die „Rauch- und Wärmefreihaltung“ innerhalb von Gebäuden.

Das Rauchgase toxisch und für den Menschen lebensgefährlich sind ist hinreichend bekannt. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass im Fall eines Brandes die Rauchausbreitung innerhalb eines Gebäudes zu begrenzen ist, das Personen schnell und gefahrlos das Gebäude verlassen oder sichere Bereiche aufsuchen können und die Brandbekämpfung durch die Feuerwehr effektiv durchgeführt werden kann.

An oberster Stelle steht immer der Schutz von Personen.

Wie werden die Leistungseigenschaften einer Rauchschürzenanlage bestimmt?

Gebäude „besonderer Art und Nutzung“ oder Industriehallen müssen brandschutztechnisch beurteilt werden. Diese Bewertung erfolgt mit einem Brandschutznachweis, welcher Bestandteil der Baugenehmigung ist und somit zwingend umgesetzt werden muss.

Im Brandschutzkonzept werden auf der baurechtlichen Grundlage der Schutzzieldefinition unter anderem auch die Produkte zur Rauch- und Wärmefreihaltung in ihrer Leistung definiert.

Unter Berücksichtigung der festgelegten Fluchtwege im Brandschutzkonzept wird der Verlauf der Rauchschürzen bestimmt.

Aus der Berechnung der Rauchgastemperatur und Rauchschichtdicke wird die Leistungseigenschaft der Rauchschürze, wie z.B. die Feuerwiderstandsfähigkeit und Höhe benannt.

Bei automatischen Rauchschürzenanlagen, nach der DIN EN 12101-1, muss auch die Arbeitsweise festgelegt werden, also in welcher Betriebsart und Geschwindigkeit die Rauchschürze sich in die Alarmposition bewegen soll.

Ein wichtiger Aspekt im Brandschutzkonzept ist auch die Benennung der maximal zulässigen Fläche der „Rauchleckage“. um die geforderte Leistung der Barriere zu definieren.

Beispiel:

Leistungsdefinition einer automatischen Rauchschürzenanlage nach DIN EN 12101-1:

Temperatur/Zeit-Klassifikation: D 120

(Tabelle 1, Prüftemperatur 600°C über 120 Minuten)

Arbeitsweise: ASB 3

(Versagensgesicherte Eigenschaft, Bewegung in die Arbeitsposition durch Schwerkraft mit einer Geschwindigkeit von max. 0,15 m/s und tiefer als 2,5 m OKFF.)

Rauchleckage: maximal 1% der Tuchfläche unter Berücksichtigung der Angabe zu Spalten aus der Produktnorm DIN EN 12101-1.

Aktivierung:

Auslösung über den potentialfreien Kontakt der Brandmeldeanlage .

Welche Arten von Rauchschürzen gibt es?

Arten von Rauchschürzen

Rauchschürzen nach der europäischen Norm DIN EN 12101-1 werden in zwei Arten unterteilt:

SSB (Static smoke barriere): Statische Rauchschürzen

Statische Rauchschürzen sind fest im Gebäude installierte Rauchschürzen ohne Leckagen.

Anwendungsgebiet: Meist in Industriehallen oder oberhalb von automatischen Rauchschürzenanlagen, um den Bereich vom Gehäuse bis zur Gebäudedecke rauchdicht zu verschließen. Das textile Material lässt sich leicht zuschneiden, um  z.B. Rohrleitungen oder Kanäle, welche oft über den automatischen Rauchschürzenanlagen verlaufen, zu rauchdicht ab zu schotten. schaffen.

ASB (Automatic smoke barriere): Selbsttätige Rauchschürzen

Selbsttätige Rauchschürzen sind Anlagen, welche sich im Normalfall in einem aufgerollten Zustand befinden und nur im Alarmfall in die Arbeitsposition ausfahren.

Anlagen nach ASB benötigen eine Steuerung und ggf. eine Ersatzstromversorgung, um in die Alarmposition fahren zu können.

Anwendungsgebiet: Meist in kommerziellen Gebäuden, wo eine Barriere im Normalfall nicht sichtbar sein soll.

Wann ist es sinnvoll automatische Rauchschürzen einzusetzen?

Architekten planen gerne mit automatischen Rauchschürzenanlagen, da sich diese Systeme gut im Gebäuden integrieren lassen und im Normalfall nicht sichtbar sind.

„Unsichtbarer Brandschutz“ mit Rauchschürzen

„Unsichtbarer Brandschutz“ mit Rauchschürzen
„Unsichtbarer Brandschutz“ mit Rauchschürzen

Automatische Rauchschürzen fahren nur im Alarmfall aus und bilden so eine sichere Barriere gegen die Ausbreitung von heißen Rauchgasen.

In Industriehallen können auch automatische Rauchschürzenanlage nach DIN EN 12101-1 eingesetzt werden, eine typische Anwendung ist z.B. wenn sich  in der Halle Kranbahnen befinden und sich diese unterhalb der Rauchschürzen bewegen müssen. Mit automatischen Rauchschürzen können hier Rauchabschnitte gebildet werden, ohne die Nutzung der Kranbahn zu beeinträchtigen.

In unterirdischen Verkehrsanlagen ist ein ganz anderes Merkmal von großer Bedeutung.

Die Haltestellen in diesen unterirdischen Bauwerken werden großzügig mit offenen und untereinander verbundene Räume geplant, mit dem Ziel den Menschen, die sich darin befinden, ein Wohlgefühl und Sicherheit zu vermitteln. Automatische Rauchschürzenanlagen können hier entscheidend dazu beitragen, denn die Rauchbarrieren befindet sich im Normalfall aufgerollt im Anlagengehäuse und bewegt sich nur im Alarmfall in die Arbeitsposition.

Warum ist die Werk- und Montageplanung für Rauchschürzenanlagen so wichtig?

Die Werk- und Montageplanung soll zum einen die Anforderung der Rauchschürzenanlage gemäß dem Brandschutzkonzept bestätigen und zum anderen die Schnittstellen zu anderen Gewerken aufzeigen und definieren. Wenn die Installation und Montage einer Rauchschürzenanlagen in einer Industriehalle noch relativ überschaubar und eine Werk- und Montageplanung einfach umsetzbar ist, so werden in Gebäuden, wie z.B. einem Shoppingcenter oder einem Flughafen, wesentlich höre Anforderungen an die Projektingenieure gestellt.

Nicht selten muss die Planung der automatischen Rauchschürzenanlage ausschließlich auf dem Papier umgesetzt werden. Wird die automatische Rauchschürzenanlage, z.B. im Hohlraum einer abgehängten Deckenkonstruktion montiert, dann sind bei Montagebeginn noch keine Anhaltspunkte, wie Zwischendecke, Wandverkleidung und Fußboden vorhanden. In diesen Fällen ist die Planung und Abstimmung mit den angrenzenden Gewerken von großer Bedeutung. Erschwerend kommt hinzu wenn Richtungsänderungen im Verlauf der Rauchschürzenanlage umzusetzen sind, dann ist es umso wichtiger ausführliche Zeichnungen mit verschiedenen Schnittdarstellungen anzufertigen und durch den Auftraggeber genehmigen zu lassen. Erst dann kann die Fertigung der Anlagen erfolgen.

Werden automatische Rauchschürzenanlagen durch die Brandmeldeanlage aktiviert, muss die Schnittstellen mit dem Gewerk "Brandmeldeanlage" abgestimmt werden. Ein Verkabelungsplan ist ebenfalls wichtiger Bestandteil der Werkplanung.

Welche Vorteile haben Rauchschürzen aus Glasfasergewebe?

Die hohe Feuerwiderstandsfähigkeit bei relativ geringem Gewicht macht die Anwendung der Rauchschürzen aus Glasfasergewebe in vielen unterschiedlichen Gebäuden möglich. Sie gibt dadurch den Planern und Architekten einen großen Spielraum bei der Gestaltung von besonderen Bauwerken. Eine weitere positive Eigenschaft ist die Festigkeit bei geringer Dicke. Das Material lässt sich zuschneiden und mit speziellen Garnen auch zu großen Rauchschürzen vernähen. In automatischen Rauchschürzenanlagen wird das Tuch auf Wickelwellen befestigt am unteren Ende mit einem Beschwerungsprofil versehen und kann somit gerollt werden.

Die Lebensdauer von Rauchschürzenanlagen aus textilen Glasfasergewebe liegt nicht selten bei 20 Jahren und mehr.

Rauchschürzen haben eine hohe Feuerwiderstandsfähigkeit
Rauchschürzen haben eine hohe Feuerwiderstandsfähigkeit

Wichtig für den Einbau von Rauchschürzenanlagen?

Eine Rauchschürzenanlage muss im Brandfall heißen Brandgasen für eine festgelegte Zeit widerstehen. Beispiel: 120 Minuten bei 600°C.

Das an dem Vorhang angrenzende Material, wie Wand- und Deckenverkleidungen und ggf. Fußbodenbeläge, muss im Brandschutzkonzept mit einer Baustoffklasse definiert sein, um die Leistungseigenschaft der Rauchschürze nicht zu beeinträchtigen.

Automatische Rauchschürzenanlagen müssen im Brandfall die geforderte Arbeitsposition innerhalb von 60 Sekunden erreicht haben! Es muss somit sichergestellt sein, dass keine Gegenstände den Fahrbereich behindern. Des Weiteren muss berücksichtigt werden, dass der Vorhang durch Luftströmungen aus lenkt. Die Auslenkung kann bewirken, dass der Vorhang auf angrenzende Gebäudeteile wie z. B. eine Geländer oder Gegenstände trifft und die Arbeitsposition hierdurch nicht erreicht wird.

Für Wartungs- und Reparaturarbeiten der automatischen Rauchschürzenanlage sollte die Zugänglichkeit an den Anlagenkomponenten gegeben sein. Um die Nutzung des Gebäudes nicht zu gefährden, muss im Falle einer Beschädigung der automatischen Rauchschürzenanlage die Reparatur schnellstmöglich durchgeführt werden.

Fazit

Rauchschürzenanlagen lassen sich in vielen unterschiedlichen Arten herstellen und erfüllen eine große Bandbreite an Dimensionen und Leistungseigenschaften. Diese Vielfalt erfordert besondere Kompetenz und Erfahrung der Brandschutzingenieure sowie Sorgfalt bei der Planung von Rauchschürzenanlagen.

Systeme in Modulbauweise mit unterschiedlichen Gehäuse- und Tuchausführungen erleichtern die Planung im Bereich Brandschutz mit automatischen Rauchschürzenanlagen.

Autor:
Klaus-Jürgen Lemke

Sales Support - Protective Curtains

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