„Incubator“ mit Colt Sonnenschutzlamellen aus Streckmetall

Colt designte und installierte den beeindruckenden, vollständig umlaufenden Sonnenschutzlamellen aus Streckmetall am Bauteil 42 im 4ten und 5ten Obergeschoss

Das neue Münchener Stadtquartier „die Macherei“ nimmt Form an

Es ist eines der großen Infrastrukturprojekte Münchens, gelegen im Osten der Bayerischen Landeshauptstadt, „die Macherei“. Seit dem Baubeginn in 2018 hat sich das Projekt in enger Abstimmung mit der Stadtgestaltungs- und Lokalbaukommission unter der Leitung OS A Ochs Schmidhuber Architekten schnell entwickelt. Die Münchener Architekten gestalteten den Masterplan für das neue Quartier mit Studio Vulkan (Zürich/München) als Partner für den Entwurf des Freiraumkonzeptes. Als erstes Gebäude des Ensembles wurde der sogenannte Incubator in 2020 fertiggestellt. Er stellt das attraktive Portal des Stadtquartiers aus insgesamt sechs Baufeldern dar.

Laufroste der Gerüstbauer als Idee für Metalllamelle

Das Design der Incubator-Lamellen-Sonnenschutz-Fassade von Colt entstand nach den Plänen von O S A bereits zu Beginn des Projektes durch eine Adaption aus dem Gerüstbau. Die Lösung, die hinsichtlich Funktionalität, Design, Haptik und architektonischer Sprache aufgegriffen wurde, wandte sich der Ursprungsidee zu. Die Laufroste der Gerüstbauer kamen dem Endergebnis schon recht nah. Eine Anspielung auf die Desingsprache von O S A im Sinne gekanteter Lochblechwannen oder Kabelrinnen ist deutlich am Enddesign der Alumium Streckmetalllamelle erkennbar.

Idealerweise sollte eine Mischfassade bestehend aus Gussglas – Alusion und Streckmetall entstehen. Nach intensiven Recherchen und Prüfungen wurde diese Variante aufgrund technischer Einschränkungen bei der Verwendung von Gussglas in beweglichen Fassaden sowie einer unpassenden Verfügbarkeit der Alusionelemente nicht weiter verfolgt.

Lamellenfassade ohne Oberflächenbeschichtung

Ein besonders prägendes Detail der Lamellenfassade ist der Umstand, dass sie ohne Oberflächenbeschichtung realisiert wurde. Ohne Umwege, direkt und schnörkellos ans Ziel- als Ausdruck dafür, dass die Bewohner der Macherei die Veredelung der Gedanken durch Schaffenskraft für das Wesentliche in Anwendung bringen, ihre Arbeit. Ihre Aufgabe verrichtet die Streckmetalllamelle dabei zum größten Teil nicht statisch, sondern drehbar und damit sehr zweckorientiert. Ziel des außenliegenden Sonnenschutzes ist die Reduktion der solaren Strahlungsbelastung in das Gebäudeinnere durch die Verringerung des Eintritts kurzwelliger Solarstrahlung bei gleichzeitig hoher Lichttransmission. Hier die ideale Balance zu finden, gelang den Colt Sonnenschutz-Experten mit der Aluminium-Streckmetalllamelle.

Laufroste der Gerüstbauer als Idee für Metalllamelle
Laufroste der Gerüstbauer als Idee für Metalllamelle
Lamellenfassade ohne Oberflächenbeschichtung
Lamellenfassade ohne Oberflächenbeschichtung

Incubator – ein klassischer Block

Als klassischer Block in Form eines Donut geplant, wurde der Incubator mit innenliegendem Hof angelegt. Der Baukörper ist zweigeteilt: Er besteht aus dem dreigeschossigen Sockel, der Erdgeschoss, erstes und zweites Obergeschoss umfasst. Getreppt liegt darauf das vierte Geschoss als Basis für den markanten, darüberliegenden zweigeschossigen Stahl-Glas-Korpus mit flexibler Lamellenstruktur aus Metall, Glas und Alu-Streckmetall. Durch die rhythmische Baumassengliederung des Incubators formieren sich große Terrassen mit viel Freiraum, Grün und weiten Ausblicken. Die Zweiteilung der Architektur mischt Alt und Neu: Während der rot-braune Sockelbereich mit hinterlüfteter Ziegelfassade an klassische Industriearchitekturen erinnert, steht der optisch leichte Aufsatz mit seiner metallenen Elementfassade und dem außenliegenden Sonnenschutzlamellen für Fortschritt und Zukunft – der Incubator wird so zu einer architecture parlante.

Das Loftbürogebäude bietet eine große Auswahl an unterschiedlichen und abwechslungsreichen Flächen für Gewerbe, Offices und Maker- und Co-Working-Spaces mit unterschiedlich großen Miet- und Nutzungseinheiten. Die Donutform erlaubt neben der kleinteiligen Nutzung auch eine auf großen, zusammenhängenden Flächen in einem Geschoss. Die überwiegend begrünten Dachflächen dienen einer optimalen Work-Life-Balance. Der Name des Gebäudes bildet dabei die Projektionsfläche für die Idee des Gebäudekomplexes.

572 Sonnenschutzlamellen aus Aluminium-Streckmetall

Am vierten und fünften Geschoss, dem architektonisch „leichteren“ Aufsatz des Incubators, wurden insgesamt 572 Sonnenschutzlamellen aus Streckmetall installiert. Jede einzelne, vertikal ausgerichtete Lamelle, wartet mit einer beachtlichen, über die jeweils beiden oberen Geschosse verlaufenden Höhe von 3.695 mm bei einer Breite von 470 mm auf. Die Lamellen aus Aluminium haben ein Lochmuster von 44 mm x 8,7 mm bei einer Stegbreite von 3mm. Somit verbindet der umlaufende Sonnenschutz die beiden Geschosse auch optisch zu einer Einheit. Das Gesamtgewicht allein der Lamellenfüllung aus Streckmetall beträgt ca. 3,6 Tonnen.

FC-Wert besser als gefordert

Die Aufgabenstellung an die Sonnenschutzspezialisten von Colt neben dem hohen Design-Anspruch war die Realisation eines FC-Wertes <= 0,30. Dieser Wert stellt den Grad der Verschattung des Sonnenschutzes dar und wird immer projektspezifisch in Kombination mit dem g-Wert der Fassade ermittelt. Mit der Streckmetall-Sonnenschutz-Fassade gelang es sogar, diesen Wert noch zu unterschreiten. Der FC-Wert als dynamische Kenngröße konnte für die Süd- und Ost-Seite auf 0,21 und die Westseite auf 0,27 reduziert werden (Jahresmittel pro Fassade).

Ziel des außenliegenden Sonnenschutzes ist die Reduktion der solaren Strahlungsbelastung in das Gebäudeinnere
Ziel des außenliegenden Sonnenschutzes ist die Reduktion der solaren Strahlungsbelastung in das Gebäudeinnere
Die Lamellen aus Aluminium haben ein Lochmuster von 44mm x 8,7 mm
Die Lamellen aus Aluminium haben ein Lochmuster von 44mm x 8,7 mm

Die West- als auch die Südseite sind vollständig sonnenstandsnachgeführt

Um eine ideale Verschattung zu gewährleisten, wurde das Gesamtsystem größtenteils drehbar angelegt. Nur an der Nordseite wurden die Lamellen starr verbaut. An der Nord-Ostseite ist die Hälfte der Lamellen starr verbaut, der Rest kann nach Wunsch dem Sonnenstand nachfahren. Sowohl die West- als auch die Südseite sind vollständig sonnenstandsnachgeführt. Angetrieben werden die Lamellen von linearen 230 Volt Schubspindelmotoren mit einer max. Verstellkraft von 1.200 N. Insgesamt wurden 68 Stellmotoren verbaut. Die Aufteilung erfolgte folgendermaßen: Auf der Ost-Fassade sind sechs Motoren verbaut, 46 Motoren kommen an der Süd-Fassade zum Einsatz und 16 Stellmotoren verrichten ihre Arbeit an der Westfassade.

Jeweils fünf Lamellen werden zu einem Feld zusammengeschlossen und über einen Stellmotor angetrieben. Das ergibt eine Feldbreite von je 2,5 Metern bei einer Höhe von nahezu 3,7 Metern (3.695 mm). Die Stellmotoren treiben über Schubgestänge die Antriebshebel an, wodurch sich die Lamellen im Bereich von 0°-90° verstellen lassen.

Das Streckmetallgeflecht der Lamellen wird auf ein stranggepresstes Rahmenprofil aufgenietet. Um eine größtmögliche Stabilität zu erzeugen, werden die Rahmenprofile über Eckverbinder verstiftet und verklebt. Nahezu 5 km (genau 4.765m) kommen so zum Einsatz. Das Gesamtgewicht der Rahmenprofile beläuft sich auf 7,6 Tonnen.

Jede einzelne Lamelle ist über Edelstahlzapfen in horizontalverlaufenden Aluminiumtragprofilen mit den Abmaßen 160 x 60 x 4 mm gelagert. Die Bewegung zwischen den Metallen stellen dabei wartungsfreie Gleitlager sicher.

Die Tragprofile weisen eine Gesamtlänge von 625 Laufmetern auf und summieren sich auf ein Gesamtgewicht von 2,95t.

189 Konsolen befestigen das Sonnenschutzsystem

Zur Befestigung des Sonnenschutzsystems wurden insgesamt 189 Konsolen an den vier Seiten installiert. Die Konsolen verbinden den Baukörper mit der Sonnenschutzkonstruktion. Diese wurden vorwiegend mit vier M12 Schlagankern an den Stahlbeton gedübelt. An der Ostseite erfolgte die Anbindung an die Stahlwangen des Treppenhauses über HV-Garnituren nach EN 14399.

Nachhaltigkeit und Design im Zusammenspiel

Der Sonnenschutz am Incubator der Macherei in München kann als perfektes Zusammenspiel zwischen Design und Nachhaltigkeit angesehen werden. Auf expliziten Wunsch der OS Architekten wurden sämtliche Materialien in hochwertigem, unbehandeltem Aluminium ausgestattet. So blieben selbst die Streckmetalllamellen unbehandelt, was sowohl den Verzicht auf Polyester als auch auf Farbe beinhaltet. Dies hat auch Auswirkungen auf den Reflexionsgrad der Anlage, der bei unbehandeltem Aluminium höher ist als beispielsweise bei dunklen, absorbierenden Farben. In der Folge tritt weniger langwelliger Strahlungsaustausch zwischen Gebäudehülle und Sonnenschutz auf.

Bei Betrachtung der Gesamtkonstruktion kann von einem extrem hohen Grad, sicherlich jenseits der 90%, von Recycelingfähigkeit der Gesamtkomponenten ausgegangen werden, so diese denn nach ihrer erwartbar hohen Lebensdauer wiederverwertet werden sollen. Kombiniert mit wartungsfreien Lagern, energiesparenden 230 Volt Linearmotoren und einem vorzüglichen FC-Wert, trägt der Colt Sonnenschutz beim Incubator nicht nur ästhetisch, sondern auch energetisch auch zu dessen Aufwertung bei.

Der Incubator - Neues Lebens- und Arbeitsumfeld

Der Incubator als „Brutkasten“ der New Economy haucht der ehemaligen Produktionsstätte der Temmler Gruppe, in welcher früher Arzneimittel hergestellt wurden, neues Leben ein. Das Kernstück eines Nährbodenareals für Erfinder, start ups und coworker bietet es ein breites Spektrum mit Tagungs- und Eventräumen in Kombination mit einem new Life-Style – Arbeiten - Wohnen, Studio, Hotel, Restaurants, Bars, Cafés und Einkaufsmöglichkeiten alles unter einem Dach. Colt International lieferte dafür den passenden Sonnenschutz als vertikale Streckmetalllamelle, die sonnenstandsnachgeführt ausgelegt ist.